Apulien ist viel mehr als nur der Stiefelabsatz der italienischen Halbinsel und Herkunftsort der beliebten Bari-Pfanne. Es ist auch eines der wichtigsten Weinanbaugebiete Italiens mit großen Potenzialen. Während der Trend hier nämlich in den vergangenen Jahren fast ausschließlich in Richtung Massenproduktion ging, vollzog sich in den vergangenen Jahren eine Qualitätsoffensive, die die besonders guten klimatischen Bedingungen mit einer Auswahl hochwertiger Rebsorten und einer strengen Kontrolle verband.
Lage und Fläche
Apulien ist eine Weinanbauregion im Südosten Italiens mit einer Rebfläche von 107.000 Hektar und einer Jahresproduktion von 8 – 10 Millionen Hektolitern. Damit handelt es sich neben Venetien und Sizilien um das größte Anbaugebiet Italiens. Einer der Hauptgründe für die umfangreiche Produktion ist das flache Landschaftsprofil, das den Weinanbau deutlich einfacher macht als in bergigen Regionen. So ist es auch kein Wunder, dass die Region den Beinamen „Weinkeller Italiens“ trägt. Hervorzuheben sind dabei vor allem die folgenden Anbaugebiete.
Norden:
Der Norden Apuliens umfasst die Gebiete der Provinzen Tavoliere und Foggia. Zu den am häufigsten angebauten Rebsorten der Region gehören der Montepulciano und der Sangiovese. Weitere bekannte Weine sind der Bombino Bianco, der Trebbiano und der Nero di Troia aus der Region des berühmten „Castel del Monte“.
Salice Salentino:
Diese nach einer kleinen Gemeinde mit 8.000 Einwohnern benannte Region zeichnet sich durch ihre hohe Konzentration qualitativ hochwertiger Weine aus. Hier findet man fast ausschließlich erlesene Rot- und Roséweine. Dabei ist vor allem der erste in Flaschen abgefüllte Roséwein Apuliens zu nennen – der Five Roses von Leone de Castris aus dem Jahr 1943.
Manduria:
Die Rebsorte Primitivo hat in Manduria ihre bekannteste gesetzlich geschützte geografische Lage (DOC). Für eine dauerhaft hohe Qualität sorgen hier strenge Auflagen und eine permanente Kontrolle beim Anbau und bei der Weinbereitung.
Dabei ist es nicht nur der Wein, der Manduria zu etwas ganz Besonderem macht. Hier sind außerdem viele Sehenswürdigkeiten wie die Hafenstadt Taronto und die zahlreichen Strände zu nennen, die jedes Jahr zahlreiche Touristen anziehen.
Weitere Anbaugebiete:
Neben den drei großen Weinanbaugebieten gibt es in Apulien noch viele kleinere. Sie umfassen insgesamt 28 DOC-, 4 DOCG- und 6 IGP-Zonen.
Geschichte des Weingebiets
Bis zur Jahrtausendwende kannte man die apulischen Weine außerhalb der Region fast überhaupt nicht. Das liegt vor allem daran, dass der größte Teil von ihnen in Tanks in andere Regionen Europas verkauft, bei der Wermutherstellung verwendet und als Traubensaftkonzentrat verarbeitet wurde. Als Verschnittpartner sollten sie anderen Weinen stärkere Farben und einen volleren Körper verleihen.
In den vergangenen Jahren haben aber viele Winzer ihre Keller modernisiert, um hochwertige Qualitätsweine herstellen zu können. Überall in der Region ging man den Weg von einer günstigen Massenproduktion hin zu hochwertigen Weinen und einer gewissenhaften Weinbergpflege. So ist es nur folgerichtig, dass Apulien mit seiner Kellertechnik und der Unterstützung vieler Investitionen zu einer der fortschrittlichsten Anbau-Regionen Europas wurde. Auch immer mehr Winzer aus anderen Regionen erkennen das große Potenzial von Apulien.
Klimatische und geografische Verhältnisse
Apulien ist durch warme Temperaturen und das unmittelbar angrenzende Meer geprägt. Hier sind die Sommer heiß, trocken und sonnig und die Winter besonders mild. Durch die vielen Sonnenstunden kann der Boden die Wärme besonders gut speichern und sie während kälterer Perioden gleichmäßig an die Rebstöcke abgeben. Eine Abkühlung bringt die Nähe zum Ionischen und Adriatischen Meer.
Und noch durch eine weitere Besonderheit sticht Apulien hervor. Während in vielen anderen Regionen Italiens Berge das Landschaftsbild prägen, gibt es hier überwiegend flache Landschaften mit nur wenigen Hügeln, was den Anbau zusätzlich begünstigt. Die Böden sind durch eine Mischung aus Kalk, Lehm und Sandstein geprägt.
Große Vielfalt edler Rebsorten
In Apulien findet man eine große Vielfalt an Weinen, wobei die Winzer vor allem Rebsorten aus der Region verarbeiten. Verbreitet sind etwa Rotweine wie der Primitivo, der Negroamaro und der Nero di Troia.
Daneben stammen aus der Region auch viele Weißweine wie der Trebbiano, der Fiona, der Verdeca, der Moscato Bianco, der Malvasia Bianca und der Bombino Bianco. Die am stärksten angebaute internationale Rebsorte bei den Weißweinen ist der Chardonnay. Die Traube zeichnet sich dadurch aus, dass sie die warmen Temperaturen der Region sehr gut verträgt und volle Weißweine mit einer aromatischen Frucht und subtiler Frische hervorbringt.
Bei den roten Sorten ist aktuell noch der Sangiovese dominierend. – und das, obwohl man die Region in vielen Ländern vor allem für den Primitivo kennt. Dieser steht bei Einheimischen und Winzern aber erst an zweiter Stelle. Es folgen der Montepulciano, der Trebbiano und die anderen Sorten.