7 Mythen und Wahrheiten rund um den Wein

Jeder Bundesbürger trinkt jährlich im Durchschnitt gut 20 Liter Wein, so meldet das Deutsche Weininstitut in Mainz. Das köstliche und traditionelle Getränk gehört eng zu unserer Kultur. Im Lauf der Jahrhunderte entstand eine Reihe von unterschiedlichen Wein-Mythen. Einige davon stimmten früher tatsächlich, und noch heute ist ein Körnchen Wahrheit darin enthalten. Andere wurden mittlerweile durch Studien entkräftet und verworfen. Viele Vorgaben wandelten sich. Einige der wichtigsten Wein-Weisheiten haben wir unter die Lupe genommen.

Mythos 1: Viel Sonnenschein ist entscheidend für einen guten Jahrgang

Je mehr Sonne, umso besser für den Wein - so dachte man früher. Das stimmt so nicht. Weitaus wichtiger ist ein guter Mix aus Sonnenschein und Regen. Im Frühjahr und Sommer, also in der Wachstumsphase, mag es die Traube auch gern mal etwas feuchter. Während der Lesezeit, von September bis Anfang November, ist Sonne besonders wichtig. Ein trockener Herbst wirkt sich vorteilhaft auf die Weinernte aus.

Mythos 2: Ein Schraubverschluss deutet auf einen Billigwein hin

Dieser Mythos ist überholt. Mittlerweile sind auch viele qualitativ gute Weine mit Schraubverschluss versehen. Über 40 Prozent der hierzulande produzierten Weine sind so verschlossen. Das bringt den Vorteil mit sich, dass sich die Weinflaschen stehend lagern lassen. Bei Kork ist das anders, Flaschen mit einem Korkverschluss sollten liegen, damit der Korken nicht austrocknet und dicht bleibt.

Mythos 3: Rotwein wird mit zunehmendem Alter immer besser

Diese Regel gilt lediglich für sehr hochwertige Weine. Je mehr Qualität ein Rotwein aufweist, umso stärker konzentriert sind seine Inhaltsstoffe. Bei älteren Rotweinen entsteht im Lauf der Zeit eine chemische Reaktion. Die Gerbstoffe verbinden sich, der Wein fließt samtiger über die Zunge, der Geschmack wird zunehmend runder. Daher stimmt es, dass sich hochwertige Rotweine nach Jahrzehnten noch mit Genuss trinken lassen. Viele Rotweine weisen zwar eine gute Qualität auf, sie sollten aber im Zeitraum von zwei Jahren getrunken werden.

Mythos 4: Es kommt auf den Jahrgang an

In manchen Weinanbaugebieten ist es durchaus möglich, dass sich der Unterschied zwischen einem warmen und einem kühlen Jahr im Weingeschmack zeigt. Je nach Witterung entwickeln die Trauben mehr Säure oder sie werden süßer. Das bedeutet allerdings nicht, dass Weine aus Jahren mit schlechtem Wetter zwangsläufig auch schlecht sind. Hier kommt viel auf die Erfahrung und Kompetenz des Winzers an. Sein Können und Wissen entscheidet stark darüber, ob aus dem Traubensaft schmackhafter Wein entstehen kann.

Mythos 5: Rotwein muss man bei Zimmertemperatur trinken

Dieser Grundsatz stimmte noch, als der edle rote Tropfen in schlecht beheizten Klöstern oder Burgen getrunken wurde. Unser Verständnis von Zimmertemperatur hat sich stark gewandelt Richtig ist: Die Trinktemperatur entscheidet sich daran, welcher Wein getrunken wird. Für Kenner gilt im Allgemeinen folgende Regel: Je jünger, fruchtiger und leichter ein Wein ist, umso weniger Wärme verträgt er. Schwere Rotweine kann man bei 16 bis 18 Grad trinken, das sind drei bis fünf Grad weniger als die übliche Wohnzimmertemperatur. Mit höherer Trinktemperatur tritt der Alkoholgeschmack in den Vordergrund. Die flüchtigen Aromen verfliegen. Tanninreiche Weine, die viele Gerbstoffe enthalten, schmecken gekühlt zu bitter. Werden sie bei höherer Temperatur getrunken, kommt die Süße angenehmer zum Vorschein.

Mythos 6: Roséwein ist ein Gemisch aus Rot- und Weißwein

Die rosa Färbung von Weißherbst und Rose entsteht nicht durch ein Gemisch, sie entwickelt sich aufgrund eines besonderen Gärverfahrens. Der Winzer vergärt genau wie bei der Herstellung des Rotweins das Fruchtfleisch der Trauben einschließlich ihrer Schalen. In diesen Schalen befinden sich die meisten Farbstoffe. Die Traubenschalen werden frühzeitig wieder entfernt, und je schneller dies geschieht, umso weniger Farbe bildet sich. Hellroter bis rosafarbener Weißherbst und Rosé werden so hergestellt. Eine Besonderheit: Schillerwein wird tatsächlich produziert, indem weiße und rote Trauben gemischt werden.

Mythos 7: Rotwein wird nicht direkt aus der Flasche ausgeschenkt, er muss vorher "atmen" können

Einfache Konsumweine lassen sich durch das "Atmen", also durch das Umfüllen in einen Krug, nicht verbessern. Das Umgießen in eine Karaffe lohnt sich am ehesten bei teuren Rotweinen. Drei Gründe können dafürsprechen: Junger Rotwein entwickelt bei Sauerstoffzufuhr ein runderes und reiferes Aroma. Bei älteren Rotweinen kann sich manchmal am Boden der Flasche Sediment absetzen. Durch vorsichtiges Umgießen lässt sich dieses Sediment in der Flasche zurückhalten. Außerdem schmecken manche Weine direkt nach dem Öffnen leicht stumpf. Der Sauerstoff trägt dann tatsächlich dazu bei, dass der Wein seine Blume besser entwickelt. Nicht alle Wein-Mythen sind überholt, in diesen Fällen beispielsweise kommt es auf die Qualität des edlen Tropfens an.

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